Hildegard von Bingens Buch von den Heilsteinen

Die vor über 900 Jahren lebende Äbtissin Hildegard von Bingen (geboren 1098 in Bermersheim) schaffte mit Ihrem Lebenswerk in Europa den Grundstein für eine ganzheitliche Betrachtung von Krankheiten. Ihre Lehre von der Ganzheitsmedizin umfasste alle Aspekte der Hygiene, der Gesundheitsfürsorge, der Ernährung und einer gesunden ausgeglichenen Lebensweise. Sie schrieb Ihre Erfahrungen und Grundsätze zu Ethik, Musik, Religion sowie Medizin in mehreren theologischen und heilkundlichen Büchern nieder. Das Besondere Ihrer Sichtweise war, dass sie den Menschen als eine Einheit von Körper, Geist und Seele betrachtete. In ihrem bekannten Werk zur Medizin, der Physica, widmete sie der Steinheilkunde einen eigenständigen Teil: Das Buch von den Steinen.

Hildegard von Bingens Buch der Steine

Im vierten Buch ihrer wohl um 1150 entstandenen Physica beschreibt Hildegard von Bingen die Heilwirkung der Edelsteine. Sie macht in gut verständlichen Bildern und Gleichnissen Angaben zu Wirkungsweise, Anwendung und Entstehungsart von 24 Steinen.
Sie klassifiziert die Heilsteine nach ihrer Entstehung:

  • Magmatisch gebildetete Steine als 'der Sonnenglut entstammend'.
  • Durch Verwitterung gebildete Steine als 'Ursprung in der Luft und dem Wasser'.
  • Metamorphen Steine als 'die Sonne bringt das Gestein eines bereits bestehenden Berges mächtig zum Glühen'.

Ausgewählte Texte aus der Physica

Wer im Herzen oder Magen oder Bauch leidet, wärme den Bergkristall in der Sonne und gieße über den sonnengewärmten Stein Wasser, lege sogleich denselben Kristall in dieses Wasser für eine kleine Weile (Stunde) und trinke dieses Wasser oft (täglich) solange die Sonne scheint, und es wird mit dem Herzen, mit dem Magen und mit dem Bauch bessergehen.

Aber wenn jene Krankheiten in ihm so überhand nehmen, ...., dann lege jener Mensch den Smaragd alsbald in seinen Mund.

Menschen, die negativen Strömungen ausgesetzt sind sollen oft einen Diamant in den Mund nehmen. Die Kraft dieses Steines ist so groß und stark, daß er die Boshaftigkeit und das Übel, das in ihnen steckt, auslöscht.

Denn die Natur dieser Edelsteine verlangt alles Ehrbare und Nützliche, und sie verschmäht das Böse und Schlimme des Menschen, wie die Tugenden die Laster abstossen.

Ein Mensch aber, der am Ohr taub ist, halte den Jaspis an den Mund und hauche ihn mit seinem warmen Atem an, damit er davon warm und feucht werde. Und so stecke er ihn gleich in sein Ohr und lege dünne Watte über den Stein und verschließe so sein Ohr, damit die Wärme des Steines in sein Ohr übergehe...